Mittwoch, 18. Januar 2012

die Reise


Am26ten war ich dann nochmal den ganzen Tag im Waisenhaus, die Weihnachtsparty war großartig! Am 27ten sind wir dann zu unserer großen Reise aufgebrochen. Die erste Station war Senia Beraku. Wir übernachteten in einer Sklavenburg „Ford Good Hope“, die zu einem Guesthouse umgebaut wurde. Die Burg, die Aussicht von der Burg, der Strand waren wunderschön. Trotzdem überkommt ein manchmal ein seltsames Gefühl, wenn man so die Burgmauern entlang spaziert, wie damals die Gouverneurs, die hier Sklaven „lagerten“ und zum Verkauf fertig machten. Am 2ten Abend passierte  ein furchtbares Unglück in der Stadt. Auf der Straße hatten sehr viele Menschen, vor allem Jugendliche und Kinder, eine Party gefeiert und ein Truck war geradewegs in die Menschenmenge gefahren. Die Bremsen hatten versagt und die Hupe wurde wegen der lauten Musik nicht gehört. 27 Menschen starben, weitere 30 wurden schwerverletzt in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Wir waren schockiert. Wir riefen besorgt unsere Gasteltern an, die teilweise schon davon gehört hatten und in heller aufregung waren. „Thanks God“ Uns war nichts passiert. Nur den anderen.. Die traurige Stimmung blieb, als kaum ein Ghanaer am Strand zu sehen war, als am Abend keine Musik gespielt wurde und als uns andere Gäste von dem Blutbad berichteten, was sie gesehen hatten. Das Meer, das uns noch am Tag zuvor so fröhlich vorgekommen war, rauschte nun traurig in die Brandung.
Doch es war unser Urlaub und das Leben musste weitergehen, wie geplant setzen wir am nächsten Tag unsere Reise fort. Wir verbrachten den ganzen Tag im Trotro. Nach ein paar Stunden wird das leider sehr unangenehm. Trotzdem kann man dann ein bisschen schlafen. Wir fuhren über Cape Coast nach Takoradi. Dort aßen wir und fuhren dann weiter nach Agona, von dort dann schon in der Dämmerung nach Butre. Ein kleines Village in der sich die HeidoutLodge befindet, in der wir Silvester feiern wollten. Über einen Steg liefen wir in Richtung Lodge die an einem traumhaft schönen.. Traumstrand gelegen ist. Doch nicht nur der Strand war herrlich, auch das Essen, die Menschen und die Atmosphäre an sich war einfach.. wunderherrlich. Mir fehlen tatsächlich die Worte wenn ich an diesen Strandurlaub zurückdenke. Ab und zu sieht man in Reiseführern, oder in Filmen, solche Strände, aber ich, HänaBanäna Brögeler, hätte nie damit gerechnet, dass ausgerechnet ich irgendwann in meinem Leben einmal so etwas schönes sehen würde. Ein endloser Sandstrand, ein paar Palmen, ein paar Fischer, hier und da ein Felsen… traumhaft.
Silvester haben wir also hier gefeiert, es sind noch ein paar andere Freiwillige hier her gekommen und wir haben bis spät in die Nacht am Strand zu trommeln ums Lagerfeuer getanzt. Das hört sich jetzt Klischeehaft an… war aber ganz natürlich.
Oh ich möchte noch kurz erwähnen, dass auch das Essen köstlichst war und wir jeden morgen zum Frühstück chocklatpancakes und toast mit marmelade und ei hatten. Und die pizza erst.. finde mal in ghana eine pizza die schmeckt! Hier gibt’s das!
Im neuen Jahr sind wir dann munter weiter. Unsere nächste Station war Princesstown. Mal wieder übernachteten wir in einer Sklavenburg. Diesmal sogar durch unsere Deutschen Vorfahren erbaut. Tja wenn‘s sich in diesen Burgen eben immer am besten Übernachten lässt… Da diese Burgen auch immer erhöht gebaut sind hatten wir wieder eine traumhafte Aussicht auf einen… Traumstrand. Der freundliche Hotelbesitzer Joseph hat uns Abendessen gekocht und dann noch lange mit uns über Freiwilligendienst und Burgen geredet. Er würde gerne nach Deutschland reisen, weil alle ihm erzählen dort gäbe es soviele schöne Burgen, und sich diese Burgen anschauen. Natürlich bekommt er kein Visum. Ist ja auch klar, Afrikaner wollen nach Europa um dort zu leben, weil dort ja alles besser ist.
Der nette Touristenführer Metthew, der außer uns nichts zu tun hatte, unterbreitete uns die Touristenangebote (es waren 3) und wir entschieden uns für eine Kanutour um Affen zu sehen. Unsere Reisetruppe bestand nun nur noch aus 3 Mädels, aber Leute ich sags euch, es war die perfekte Reisegruppe. Da wir nun nur noch zu dritt waren will ich euch uns kurz vorstellen. Tomma, die alle Schmerzen unterdrücken kann, aber die Füße voller Mückenstiche hat und es aussieht wie sau hahaha, Sandra, die auch mal gerne ausrastet weils so juckt und ich, die Ruhe in person wenns um mückenstiche geht. Gekratzt hat eigentlich keiner von uns. Und nein, wir hatten keine Moskitonetze dabei, denn zum Reisen erschien uns das zu umständlich. Tja wen juckt’s… ja uns hats gejkuckt.. immer und überall, vor allem nachts.
Nun aber zur Kanutour. Da wir zu dritt nicht in ein Boot passten, bekam ich ein eigenes (sah wohl am schwersten aus) und einen eigenen Touristenführer. Das tolle daran war, dass ich 2 Affen gesehen hab und die anderen um die 30. Naja passiert, die Kanutout war trotzdem schön.
Dann gings weiter nach Axim. Axim hat uns nicht so gefallen, es gab zwar auch eine Burg, die sollte allerdings irgendwie touristisch sein und man sollte als weißer 5 mal soviel Eintritt bezahlen wie als einheimischer. Zum glück trafen wir einen netten Taxifahrer, der eine billige Unterkunft für uns wusste und nicht wie die Frau aus dem Touristoffice uns in eine teure Strandlodge schicken wollte. Wir gingen noch in einen Spot, machten ein paar nette Bekanntschaften aber dann gingen wir auch schon ins Bett, denn Axim sollte nur eine Zwischenstation sein auf dem Weg nach Nzulezu. Am nächsten Morgen holte uns der nette Taxifahrer ab, brachte uns in die nächste Stadt, von der wir nochmal umsteigen mussten, dann nochmal, und dann mussten wir an einem schmalen Kanal auf ein Kanu warten dass uns zu eben diesem Stelzendorf Nzulezu bringen würde. Ich amchte meine Witze, dass es sowas ja auhc am Bodensee gäbe aber dann saßen wir alle im Kanu und mussten mithelfen paddeln bis wir in dieses Dorf kamen. Es hatte seinen ganz eigenen Charme. Das fällt mir immer wieder auf in Ghana. Jedes Dorf oder jede Stadt in die man kommt hat einen anderen Flair. Manchmal ist offensichtlich ein Hafen der pulsierende Punkt und somit das ausschlaggebende Element für die Stimmung. Manchmal kann man es bei der Durchreise oder nur ein paar Tagen aufenthalt nicht erfassen. Aber die Leute sind von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Manche Stadt wirkt fröglich, manche sehr beschäftigt, manche abweisend, manche gastfreundlich. Ich bin noch nicht dahinter gekommen, aber keine Stadt gleicht der anderen, jede, hat ihren eigenen Charme.
Nzulezu wirkte auf mich besonders charmant. Die meisten Touristen paddeln dorthin, hören sich vom Chief die Geschichte und die Traditionen des Dorfes an und paddeln dann wieder fort. Wir aber hatten eine Nacht eingeplant und konnten das Flair erleben. Ja ein stelzendorf gibt’s tatsächlich auch am Bodensee aber nicht mehr bewohnt. Ich fand es faszinierend den Tagesablauf der Bewohner mitzuerleben. Als die anderen Touristen fort waren, setzten sich die ersten vor unsere Hütten (Das Guesthouse in dem wir übernachten würden war eben auch eine Stelzenstrohhütte) um mit uns zu plaudern. Wir trafen ein paar wirklich nette Jugendliche und shclossen schnell freundschaft. Den ganzen Abend spielten wir uno, scherzten über den Seegott oder bewunderten wie sie teilweise dann doch dran glaubten. Zum Beispiel würde kein Kind je im Wasser sterben, sondern man würde es stunden später, an einer der Stelzen geklammert wiederfinden. Und kein mensch könne je mit schlechten gedanken das Dorf besuchen. Wenn man jemandem im Dorf etwas böses will, wird man davor vom Seegott ins Wasser gezogen und ertrinkt auf dem Weg.
Es gab sogar einen Spot in dem wir noch etwas trinken und tanzen gegangen sind. In Ghana geht’s in diesen Spots ja immer heftig ab. Sogar auf dem Stelzendorf. Danach sind wir Nachtbaden gegangen. Der See war Spiegelglatt und wir hatten einen riesen Spaß in einer faszinierenden Umgebung.
Sogar der Kloweg war faszinierend.
Am nächsten Morgen sah man die Kinder zur Schule rudern, beziehungsweise als sie wieder zurückkamen. Jedes Kind hat sein eigenes Kanu, und ab der 4ten Klasse müssen sie mit dem Kanu in die nächste Stadt zur Schule. Es gibt nur eine Grundschule auf Stelzen. Besonders die Reisebilder von hier, würde ich als künstlerisch wertvoll einschätzen.
Unsere nächste Station war Cape three points. Von dort wollten wir den südlichsten Punkt Ghanas betreten, auf dem sich ein Leuchtturm befand. Spannung! Auf unserer Reise hatte uns jemand von einer Ecolodge erzählt die wohl ganz gut sein sollte, und so peilten wir diese an. Inwiefern man das hier als ökologisch beurteilt bleibt jedem selbst überlassen. Nun gut, die Scheiße wird kompostiert. Aber trotzdem wurde für die Lodge ein Stück Küstenwald abgeholzt. Aber das ist wohl immer der Fall für touristische Anlagen. Wir machten einen abendlichen Ausflug zum Leuchtturm, regten uns auf dass wir unsere Schuhe nicht mitgenommen hatten (sah ja auch so aus als könnte man komplett den Strand entlang), regten uns auf, dass irgendeine Toruristeninfo Geld von uns wollte nur weil wir vorbeigingen, regten uns auf dass der Leuchtturmwächter dann nochmal geld von uns wollte, genossen letztendlich aber doch den Leuchtturm, die atemberaubende Aussicht und den südlichsten Punkt Ghanas. Da die Ecolodge keinerlei anbindung an irgendein verkehrsnetz besaß (außer ein Trotro um 5 Uhr morgens das nicht in Frage kam) wanderten wir am nächsten tag fast 3 stunden durch eine wunderschöne landschaft zur nächsten lodge. Die Green turtle Lodge. Die Green turtle Lodge ist einigermaßen berühmt in Ghana und sollte den Abschluss unserer Reise krönen.
Wir entschlossen uns im Zelt zu shclafen um mehr Geld für essen ausgeben zu können. Das essen war köstlich aber die Zelte auch ziemlich sandig, ob die rechnung also aufgegangen ist bleibt unklar (nicht nur weil ich schon seit der 10ten nicht mehr gut in Mathe war.. obwohl herr stirnkorb ja gesagt hat dass!!!! Naja..) Der Strand war wieder traumhaft. Und es schockierte uns dass wir „nur“ dachten, aha noch ein traumhafter Strand. Abends spielten ein paar Jungs von dort mit uns uno und spendierten uns sogar einige Drinks. Wir hatten jedenfalls spaß.. bevor wir dann die lange Heimreise antraten.
Das gestaltete sich allerdings besonders cool, da der Lodgebesitzer in die nächste Stadt fahren musste und wir so eine gute Stunde auf seinem Truck hintendrauf, durch den Regenwald brausten.
Der Rest war dann Trotro fahrt.. laaaaangweilig… mal hier ein nettes gespräch, mal da ein nerviger typ, der einen heiraten will, mal da eine leckere Zwischenmahlzeit, mal hier jemand der einem zuviel Geld für ein Eis abzockt.. Trotro-fahrn eben.

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