Donnerstag, 29. September 2011

würdest du für jemanden beten, obwohl du nicht gläubig bist? / wie gläubig bist du wirklich?


Über das Wochenende geht meine Ma zu einer Beerdigung. Ich war auch erstmal geschockt, aber so traurig schien sie nicht und Beerdigungen sind in Ghana immer riesige Feste. Sie sah ziemlich schön aus, als sie ging. Sie hatte sich zurecht gemacht. Ein wunderschönes dunkelrotes Kleid, natürlich maßgeschneidert und mehr Schmuck als sonst.  Die Beerdigung war ein paar Orte weiter und die Reise dorthin wohl nicht allzu leicht für sie. Zum Abschied nahm sie meine Hände, sah mir tief und traurig (es war eben doch jemand gestorben) in die Augen und fragte „Will you pray for me?“

Tja da ich in meinem Blog nicht nur rumlabern will sondern auch mal ernste Themen erörtern möchte, werde ich euch nun meine Gedankengänge skizzieren und euch gleichzeitig auffordern eigene zu gehen.

Die Menschen in Ghana sind ziemlich gläubig. Sie können wirklich jede Glaubensrichtung verstehen. Aber nicht, dass man nicht glaubt. Das ist so abwegig, dass sie nach stundenlangen Diskussionen- wirklich froh sind, dass du in God glaubst. (Diese Rhetorische Genialität verstanden? Nachdem du ewig erklärt hast, dass du nicht an die Kirche glaubst, sondern meinetwegen ans Universum  oder nur an einen Gott als Schöpfer, sprich Theismus, sagen sie dir mit einem erleichterten Lächeln, dass es gut ist, in die Kirche zu gehen. Und wirklich jeder ist froh die Diskussion beenden zu können.

Einen Kirchenbesuch hab ich noch nicht gemacht, aber sobald ich das tue werde ich davon berichten!

Klar war, dass meine Ma wollte, dass ich ihr alles Gute wünsche. Und das tue ich mit Sicherheit. Ihr zu erklären, dass ich nicht beten würde, war in diesem Moment einfach nur fehl am Platz. Sie hielt meine Hände, war fertig zu gehen, das war die Verabschiedung. Da ich aber kein uneehrlicher Mensch bin,  es jedenfalls auf keinen Fall sein will, saß ich in der Klemme. Ich sagte „Yes, I will“ und schaute ihr genauso tief in die Augen. Ich wünschte ihr alles Gute in diesem Moment, und ich wusste wenn ich an Gott glauben würde, dann würde ich für sie beten.

 An diesem Abend lag ich lange wach und erzählte Gott, dass er auf meine Hostma aufpassen solle, wenn es ihn denn gäbe.

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