Über das Wochenende geht meine Ma zu einer Beerdigung. Ich
war auch erstmal geschockt, aber so traurig schien sie nicht und Beerdigungen
sind in Ghana immer riesige Feste. Sie sah ziemlich schön aus, als sie ging.
Sie hatte sich zurecht gemacht. Ein wunderschönes dunkelrotes Kleid, natürlich
maßgeschneidert und mehr Schmuck als sonst.
Die Beerdigung war ein paar Orte weiter und die Reise dorthin wohl nicht
allzu leicht für sie. Zum Abschied nahm sie meine Hände, sah mir tief und
traurig (es war eben doch jemand gestorben) in die Augen und fragte „Will you
pray for me?“
Tja da ich in meinem Blog nicht nur rumlabern will sondern
auch mal ernste Themen erörtern möchte, werde ich euch nun meine Gedankengänge
skizzieren und euch gleichzeitig auffordern eigene zu gehen.
Die Menschen in Ghana sind ziemlich gläubig. Sie können
wirklich jede Glaubensrichtung verstehen. Aber nicht, dass man nicht glaubt.
Das ist so abwegig, dass sie nach stundenlangen Diskussionen- wirklich froh
sind, dass du in God glaubst. (Diese Rhetorische Genialität verstanden? Nachdem
du ewig erklärt hast, dass du nicht an die Kirche glaubst, sondern meinetwegen
ans Universum oder nur an einen Gott als
Schöpfer, sprich Theismus, sagen sie dir mit einem erleichterten Lächeln, dass
es gut ist, in die Kirche zu gehen. Und wirklich jeder ist froh die Diskussion
beenden zu können.
Einen Kirchenbesuch hab ich noch nicht gemacht, aber sobald
ich das tue werde ich davon berichten!
Klar war, dass meine Ma wollte, dass ich ihr alles Gute
wünsche. Und das tue ich mit Sicherheit. Ihr zu erklären, dass ich nicht beten
würde, war in diesem Moment einfach nur fehl am Platz. Sie hielt meine Hände,
war fertig zu gehen, das war die Verabschiedung. Da ich aber kein uneehrlicher
Mensch bin, es jedenfalls auf keinen
Fall sein will, saß ich in der Klemme. Ich sagte „Yes, I will“ und schaute ihr
genauso tief in die Augen. Ich wünschte ihr alles Gute in diesem Moment, und
ich wusste wenn ich an Gott glauben würde, dann würde ich für sie beten.
An diesem Abend lag
ich lange wach und erzählte Gott, dass er auf meine Hostma aufpassen solle,
wenn es ihn denn gäbe.
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