Montag, 18. Juni 2012

oneWeekCelebration


Am Sonntag ist mein ghanaischer Opa gestorben. Es ist seltsam das so zu schreiben, denn tatsaechlich hatte cih zu ihm keinerlei emotionale Bindung. Trotzdem macht es wohl alles verstaendlicher. Weil er sehr krank war, waren nach und nach Ma, Frank und Gifty nach Accra gegangen um meiner ghanaischen Grossmutter  und den  restlichen Familienmitliedern zu helfen. Der Mann konnte sich kaum noch bewegen und schliesslich auch nicht mehr essen. Ich telefonierte fast jeden Tag mit Ma, ich vermisste sie sehr, ausserdem bekam ich nichts zu essen zu hause. Das war doof. Ich vermisste sie und machte mir Sorgen. Sie sagte immer wieder es gehe ihr gut und auch ihrem Vater ginge es gut. Aber plötzlich im Gespräch wuerde die Stimme kippen und sie wuerde sagen, dass sie glaubt, dass er bald stirbt. Sie entschuldigte sich immerwieder, dass sie nicht hier bei mir war und ob es ok waere. Das war das einzige was ich tuen konnte, ihr verischern dass hier alles gut war.
God should take him away
Gott soll ihn zu sich nehmen
Mir wurde die Einstellung der Ghanaer zum Tod aelterer Menschen klar.  Ein Freund fuehrte es mir dann noch genauer aus. Wenn ein aelterer Mensch stirbt, dann ist das ok. Man freut sich eher, dass dieser ein shcoenes Leben hatte und jetzt bei Gott sein kann.
Am Wochenende darauf machte also auch ich mich auf den Weg nach Accra. Zum erstenmal machte ich die ganze Reise alleine und war sehr stolz auf mich als ich ankam, ohne mich verlaufen zu haben. Ich musste niemanden nach dem Weg fragen! Ich lief durch die Tore des Hauses meiner Ghanaischen Familie (Onkel Tante Cousinen und Grossmutter). Von aussen hatte ich schon die grossen schwarzroten pavillions gesehen. Ich sah Frank meinen Gastbruder, er stand sofort auf fing sogar an zu strahlen, lief mir emtgegen und umarmte mcih herzlich. Zunaechst konnte ich mir darauf eher keinen Reim machen. Da er bis vor einer Woche im Internat war hatten wir keine besonders enge Beziehung. Auch wenn ich ihn extrem sympathisch finde. Mit diesem Gespür hatte ich mal wieder Recht, denn ohne dass ich ihn verzweifelt anschauen musst zog er mich zu den Menschen die ich gruessen musste. Auch in der richtigen Reihenfolge. Fuer mcih stellte es ein Problem dar, dass sich alle freuten mich zu sehen, ich aber mit  traurigem Gesicht mein Beileid ausdruecken wollte. Wie auch immer Ma und Gifty haben sich riesig gefreut und ich dacht ja.. trauern is hier also wirklich nich so der Programmpunkt.. ich sollte mcih aber geirrt haben. Denn es war der Programmpinkt fuer Sonntag Morgen. Ich hatte alle begruesst und Ma wollte mir unbedingt essen machen, das lehnte ich nicht ab sodern setzte mich zu Frank auf einen Platikstuhl und wartete. Wir betrieben ein bisschen smalltalk.  Jetzt lernst du die ghanaische Kultur so richtig kennen. Ja.. was macht man dann heute so? Man wartet auf morgen. Ja grandios dachte ich mir. Er meinte ihm waere sehr langweilig. Da wurde mir klar warum ers ich so gefreut hatte mich zu sehen ENTERTAINMENT . Schon den ganzen Tag also sass die Grossmutter mit ein paar Grosstanten und Grossonkeln auf der Terasse. Gifty un Ma arbeiteten in der Kueche. Ja Frank helf doch mit arbieten. Das ist Frauenarbeit, ich hab shcon die Fenster geputzt. Naja immerhin, trotzdem startete ich die Men-Women – equal diskussion.. wir hatten ja nichts zu tun. Das Verstaendnis seinerseits fiel eher mager aus, dafuer bekam ich ein sehr leckeres Essen. Wohl das schlechte Gewissen. Zurecht ich esse ja auch shon ewig von der Strasse. Wenn Ma nicht da ist nimmts Gifty nicht so genau mit dem Kochen. Ausserdem haben wir zur Zeit kein Gas. Und Gifty ist ja nun auch shcon ne Weile in Accra.
Aus dem nichts heraus sagte Frank es waere allles sehr traurig hier gewesen die letzte Zeit. Erst dachte ich, er meinte weil er nichts zu tun hatte und wollte schon fast laecheln als mir einfiel dass und wie sein Opa gestorben war. Er erzaehlte wie sie ihn gefuettert hatten, er sich nicht mehr bewegen konnte und sie ihn dann, weil ihm die suppe nur noch aus dem Mund lief ins Krankenhaus gebracht hatten. Er erzaehlte das ohne mich anzuschauen und hakte das Thema dann sofort mit einer Bemerkung zum Essen ab. Ich war kurz schokiert, versuchte mein Mitleid in einen Blick zu packen den er auffing. Wir waren eben auf einer Wellenlaenge.
Plötzlich wollte Ma los Stoff kaufen gehen, ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe. Ich Lies dem armen Frank mein Handy mit Internetzugang zur Unterhaltung zurueck. Ich und Ma, es war schoen sie wieder zu haben, und sie fing auch gleich an zu erzahlen. Anscheinend hatte es sie hart getroffen. Auch sie erzahlte von den letzten Stunden im Krankenhaus. Ich regte mich ueber michs elber auf, natuerlich freut sich niemand wenn jemand stirbt. Aber sie erzaehlens einem auch immer so. Ma war eindeutig traurig. Auch wenn es ansonsten nicht auffiel. Wir nahmen ein Taxi in die Stadt. Ins Gewuehle. So viele Menschen. Accra ist so busy und sooo voll!! Ich trug ihre Taschen und war damit beschaeftigt ihr zu folgen. Daswar alles aber das genuegte auch. In jedem Shop, in dem sie nach diesem einen, scheinbar unauffindbaren Stoff fragte, setzte ich mich erstmal hin. In diesem Fall machte mir es nichts aus als Obroni anders angesehen zu werden, denn sonst waere es unhoeflich sich einfach einen Stuhl zu nehmen. So aber freuten sich alle, vor allem wenn ich dann noch laechelnd auf Nachfragen meinen Fanti namen sagte.Irgendwann hatten wir.. aehm.. sie dann 2 stoffe und konnte sich nicht entscheiden. Wir gingen also zum Store von Onkel Sammy um die Tante die auch mit im Store sitzt, um Rat zu fragen. Ma erkannte meine Verfassung und meinte ich solle hier warten. Ich setzte mich auf einen Stuhl, ich hatte hoeflichste gewartet bis er mir angeboten wurde, und schlief ein. Ich wachte auf weil Ma mir einen Maiskolben und ein Piuor Water in die Handdrueckte. Genau erkannt. Einigermasen gestaerkt machten wir uns auf den Heimweg. Dachte ich. Wir mussten nur noch ein schwarzes Shirt fuer Frank und irgendwelche Onkel von ihr kaufen. Sie meinte das waere einfach sie wolle eine bestimte Unterhemdenmarke die gaebe es ueberall. War dann nicht so. Irggendwann hatte ich sie ueberzeugt, dass wir keine Polyesterunterhemden brauchen fuer einen Beerdigungsartigen Anlass! Da ein Storeshirt, also eines nicht von einem Shoptisch 12 cedi und nicht 5 kostete, wurde der Plan nicht umgesetzt. Ich kaufte ein schoenes Baumwolltshirt fuer Frank. Und Ma kaufte schwarze Unterhemden fuer ihre Onkel. Frank hat sich gefreut. Zwischendrin schlug ich mir noch irgendwo ganz uebel den Zeh auf und bekam das Mitleid von allen moeglichen Marktfrauen „Oh Obroni what happened?“ aber kein Pflaster. Ma kaufte mir noch neue Slippers weil meine ja „schon so kaputt waren“ und wir gingen nach Hause.  Ich bekam nochmal essen, servierte ein paar Besuchern Piuor Water und fiel totmuede ins Bett. Besser gesagt auf den Boden. Denn die ganzen Grosstanten und Grossonkels schliefen auch bei uns im Haus. Ich schlief also zwischen Ma und Gifty auf dem Boden. Und ja, ich fand es schoen zwischen 2 Menschen zu liegen, die mir in meinem Ghana leben, und da es eben mein leben ist, in meinem Leben soviel bedeuten.  Ich wachte um halb 7 auf und war die letzte. Mit Abstand. Ich ging duschen und fing danach an auf Ma einzureden dass unbedingt mithelfen will. Ja sollte ich auch. Wasser servieren. Ich war sehr enttaeuscht. Aber es war dann doch genug..
Nach und nach kamen richtig viele Menschen in unseren Campound. Die Stuehle fuellten sich. Irgendwann aenderte sich die lockere Stimmung und mir wurde erklaert dass es jetzt ein meeting gaebe. Die aeltesten und die naechsten Verwandten setzten sich zusammen. Danach geschah etwas.. mit dem ich nun wirklich nicht gerechnet hatte. Ma hatte mir gesagt sie wuerde weinen. Aber  war ich doch etwas geschockt. Meine Ma rannte ins Haus und man hoerte ueberall ihr lautes schreien, weinen, klagen, heulen, beten... Und so machten einige ihr es nach. Alle anderen schauten sehr betroffen zu boden. Ich starrte Ma an, die wieder heraus gestuermt war, und im Kreis mit einem Taschentuchwedelte und furchtbar schluchzte. Sie tat mir so Leid!
In Deutschland weint man leise vor sich hin.. waehrend der beerdigung. Hier scheint es mir als waere es ein eigener Programmpunkt. All die Trauer und all der Schmerz bricht hier aus ihnen heraus. So scheint es mir. Auch mein Gasbruder weinte.
Man kann nicht sagen Beerdigungen sind froehlich in Ghana. Aber sie wurde noch froehlich.  Eigentlich hatte jeder ein bisschen Alkohol dabei. Ich war ganz angeton vom Bailys. Die ganze Zeit ueber servierte ich. Ab und zu musste ich ein nettes Schwaezchen halten.
Dann kam der Programmpunkt an dem man den Umschlag ueereicht. Mit diesem Umschlag zeigt man sein Mitgefuehl und unterstuetzt die Familie finanziell. Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass Beerdigungen in Ghana so furchtbar gross und teuer gefeiert werden  auch sinnvoll.
Nun ja, es ist die engste Verwandtschaft. Ich hatte 40 cedi in einen Umschlag gepackt, Ma hatte ihn mir entrissen und war vor die gesamte Gesllschaft gestürmt um sich laut bei mir zu bedanken. Mir war es furchtbar unangenehm. Ich haette mir gewuenscht sie freut sich mehr darüber, dass ich da bin, mithelfe, ihr zu höre..  Ich war entäuscht und wollte nicht vor allen etwas sagen aber mein Onkel zog mich in die Mitte aller und ich lächelte und schüttelte viele freundliche und dankbare Hände.
Am Abend lag ich auf einem Sofa und war schon fast eingeschlafen als Ma noch mit einem Teller Joloff reis zu mir kam. Ich war so müde gewesen, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich nicht gegessen hatte. Ich begann zu essen. Sie bedankte sich bei mir,  sie sagte danke dafür, dass ich gekommen war, „danke für das Geld, danke dass du mitgeholfen hast und danke, dass du immer lächelst wenn sie auf Fanti Witze mit dir machen die du nicht verstehst.“

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